Datenskandal

3. Mai 2018

Weltweiter Aufschrei – Millionen von Daten bei Facebook werden ohne Wissen der Nutzer für kommerzielle und politische Zwecke missbraucht. Natürlich folgt sofort der Ruf nach staatlicher Regulierung mit Befragungen und Anhörungen vor politischen Ausschüssen. Staatliche Regulierungen durch wen, wenn gerade im Ursprungsland der Präsident Entscheide und Einschätzungen über Facebook und Twitter verbreitet, bevor er sie seinen Ministern bekannt gibt. Auch in Europa ist die Empörung gross und der Ruf nach stärkerer Regulierung laut. Ein Wunder, dass bisher noch keine Partei im Kantonsrat eine entsprechende Interpellation oder Motion eingereicht hat. Immerhin finden in diesem Jahr Wahlen statt und da nimmt die Lust auf Motionen und Interpellationen jeweils deutlich zu, auch wenn die Einflussnahme des Kantons bei einem Problem äusserst begrenzt ist.

Wie naiv muss man sein, anzunehmen, dass Daten in den sozialen Netzwerken sicher und geschützt sind? Wie blauäugig muss man sein, davon auszugehen, dass die Betreiber von sozialen Netzwerken aus reiner Menschenliebe handeln und dabei ohne Absicht zu Milliardären werden? Wie unbedarft muss man sein, zu glauben, dass Daten, die in Netzwerken zirkulieren, nicht für kommerzielle oder politische Zwecke missbraucht werden?

Das Internet bietet uns werbefinanzierte Netzwerke und Plattformen an, in denen mehr oder weniger persönliche Daten geteilt und eigene Profile gezielt oder weniger gezielt gestreut werden. Man erfährt in Sekundenschnelle, wo sich jemand aufhält, an welchem Konzert er oder sie gerade ist, was ihm oder ihr gefällt, wie jemand sich fühlt, wer oder was jemand sucht oder nach was er oder sie sich sehnt. Niemand wird dazu gezwungen, diese Daten mit all seinen ‘Freunden’ zu teilen und sie öffentlich zu machen. Es ist daher fraglich, sich über diesen Datenskandal und diesen Datenmissbrauch zu empören und strengere Regelungen zu fordern. Der Ursprung dieses Skandals liegt letztlich ja in uns selbst.

Beat Iten, Kantonsrat SP